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"Gut, dass er ehrlich war und sich Zeit für uns genommen hat”

Bürgermeister Michael Lotz diskutiert mit WvO-Schülern

Mitte April besuchte Dillenburgs Bürgermeister Michael Lotz (CDU) die Wilhelm-von-Oranien-Schule (WvO) und diskutierte mit einer Klasse 7 über aktuelle Kommunalpolitik. Die Schüler stellten viele Fragen, auch bezüglich des Aquarena-Schwimmbades und anderer Dauerbrenner.

Was kann ein Bürgermeister einer Stadt mit chronisch klammer Stadtkasse Schülerinnen und Schülern überhaupt zu neuen Stadtentwicklungsprojekten erzählen? Diese berechtigte Frage stellten sich einige Schüler der Klasse 7C im Verlauf des Politik-Projektes „Jugend und Demokratie” unter der Leitung ihres Fachlehrers Paul Sajon. Trotzdem lud die Klasse Bürgermeister Michael Lotz ein – und der sagte prompt zu. Für das Treffen hatten die Schüler 15 Fragen vorbereitet, die sie nun stellen konnten. Hier drei Themengebiete in Auswahl:

Aquarena

Das 2020 geschlossene „Aquarena” ist eines der Sorgenkinder der Stadt. Wegen Einsturzgefahr des fehlerhaft geplanten Holzkonstruktion des Daches wurde das Gebäude außer Betrieb genommen. Da das Hallenbad aber eine systemische Bedeutung für die ganze Region hat (ca. 50 Schulen mit Schwimmunterricht, zahlreiche Vereine und Privatpersonen) wird es für ca. 10 Mio. Euro saniert. „Ein Abriss stand nie zur Debatte, denn ein Neubau würde mindestens 20 bis 24 Mio. Euro kosten. Sanierung ist also deutlich günstiger”, sagte der Bürgermeister. Auch schon vorher sei das Schwimmbad rein  rechnerisch eigentlich ein Verlustgeschäft: Vor der Schließung wurde jeder Badegast mit fünf Euro bezuschusst, denn die Eintrittspreise deckten nicht die Betriebskosten ab. Die Verzögerungen bei der Sanierung erklärte der Bürgermeister durch den Umstand der europaweiten Ausschreibung, der Suche nach einem spezialisierten Architektenbüro und schließlich die Corona-Pandemie. Mit einer Neueröffnung sei schätzungsweise erst 2026 oder 2027 zu rechnen.

Stadthalle

Nach einem Gutachten, das gravierende Brandschutzmängel aufwies, musste die Stadthalle 2016 geschlossen werden. Leider, so Bürgermeister Lotz, sei es nicht zu dem erhofften Sturm der Entrüstung gekommen. Die Stadtverordnetenversammlung hat eine Entscheidung zur Stadthalle nicht zuletzt wegen der schwierigen Finanzlage immer wieder vertagt. Nun soll ein Konzept umgesetzt werden, das zumindest eine Teilsanierung mit Teilnutzung ermögliche.

Innenstadt: Handel, Ordnung und Sauberkeit

Zu den Leerständen im Zentrum und der angeblich „ausgestorbenen Geisterstadt” sagte Lotz Folgendes:
„Ich kann es nicht mehr hören. Die Bürger – wir alle – sind für diese Situation verantwortlich. Wenn wir selbst bei Amazon, ebay & Co. bestellen, dürfen wir uns nicht wundern, dass dann das Geld nicht in Dillenburg bleibt. Außerdem haben wir seit Jahrzehnten mit einem Strukturwandel im Einzelhandel zu tun. Eine Verbesserung ist also so schnell nicht in Sicht.”
Natürlich sei es auch nicht besonders förderlich für den Dillenburger Einzelhandel, wenn die Leute nach Siegen oder Wetzlar in die Einkaufszentren führen.
Bezüglich der Sauberkeit meinte Michael Lotz, dass es mit ca. 20 Reinigungskräften für das ganze Stadtgebiet nicht möglich sei, die Stadt von Vermüllung oder Graffitis freizuhalten. Der Vandalismus, die Zerstörungswut und eine offenbar vorhandene „Lust am Verdrecken” nehme zu. Aus Datenschutz- und Kostengründen sei es auch sehr schwierig bis unmöglich, die Sauberkeit und Ordnung – z.B. mit Video-Überwachung – zu garantieren. Deshalb bleibe oft nur noch der Appell an den Anstand und den Ordnungssinn der Bürger.
Ausdrücklich bedankte sich Michael Lotz bei den Schülern für mehrere Verbesserungsvorschläge, wie z.B. im Bereich des ZOB die Installierung einer zusätzlichen Überdachung, eine dynamische Fahrgastinformationsanzeige sowie das Aufstellen von mehr öffentlichen Toiletten. Dies sei allerdings immer eine Geldfrage. So koste nur eine barrierefreie und vandalismusresistente WC-Anlage ca. 200.000 - 250.000 Euro (ohne Betriebskosten).

Am Ende des Gespräches rief Bürgermeister Lotz die Jugend zu mehr Engagement auf:
„Interessiert euch unbedingt für öffentliche und politische Angelegenheiten. Es ist nicht wahr, dass es nichts bringt.” Dillenburg sei eine lebenswerte Stadt. „Wo in der Umgebung gibt es ein Krankenhaus, Kino, Wilhelmsturm mit Kasematten oder einen Golfplatz?”

Die meisten Schülerinnen und Schüler haben das Treffen mit dem Bürgermeister positiv bewertet: „Der Bürgermeister konnte alles gut, ausführlich erklären. Er hat offen gesprochen und Zahlen genannt.“ „Herr Lotz war sehr nett, freundlich und er hat sich zu allen besprochenen Themen schon vorher Gedanken gemacht.”
Oder ein Kompliment, über das sich ein Politiker besonders freuen dürfte: „Gut, dass er ehrlich war und sich Zeit für uns genommen hat.”


Die Klasse 7C mit ihrem Gast Bürgermeister Michael Lotz (rechts vor dem Banner)

 



2024
copyright Text: Paul Sajon, WvO
copyright Foto: Paul Sajon, WvO
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